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IoT-Sicherheitsrisiken: Schritt-für-Schritt-Bewertung

  • Autorenbild: Johannes Humbert
    Johannes Humbert
  • 1. Juni
  • 12 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 4. Juni

Wussten Sie, dass jedes dritte Datenleck auf ein IoT-Gerät zurückzuführen ist? Mehr als die Hälfte aller IoT-Geräte hat kritische Schwachstellen, und IoT-Sicherheitsvorfälle kosten Unternehmen durchschnittlich 330.000 €. Trotzdem haben nur 35 % der Unternehmen eine IoT-Sicherheitsstrategie – und noch weniger setzen sie um.

Das können Sie tun, um Ihre IoT-Sicherheit zu verbessern:

  • Risikobewertung starten: Identifizieren Sie Schwachstellen und priorisieren Sie Maßnahmen.
  • IoT-Assets dokumentieren: Erstellen Sie ein vollständiges Inventar Ihrer Geräte.
  • Netzwerke absichern: Segmentieren Sie Netzwerke und verschlüsseln Sie Daten.
  • Regelmäßige Updates: Halten Sie Firmware aktuell und führen Sie Audits durch.
  • Compliance sicherstellen: Erfüllen Sie gesetzliche Vorgaben wie DSGVO und IT-Sicherheitsgesetz.

Warum jetzt handeln? Die Zahl der IoT-Malware-Angriffe stieg allein zwischen 2023 und 2024 um 45 %, und bis 2030 werden über 25 Milliarden IoT-Geräte erwartet. Eine strukturierte Sicherheitsstrategie schützt nicht nur Ihre Systeme, sondern auch Ihr Unternehmen vor hohen Kosten und rechtlichen Konsequenzen.

Lesen Sie weiter, um zu erfahren, wie Sie in vier einfachen Schritten Ihre IoT-Sicherheit aufbauen können.


Schritt 1: Vorbereitung der IoT-Risikobewertung

Eine sorgfältige Vorbereitung ist der Schlüssel zu einer erfolgreichen IoT-Risikobewertung. Dabei stehen zwei zentrale Aufgaben im Fokus: die Definition von Umfang und Zielen sowie die Erstellung eines umfassenden Asset-Inventars.


Umfang und Ziele definieren

Der erste Schritt besteht darin, den Bewertungsgegenstand präzise zu bestimmen. Dazu gehört, kritische Informationsbestände, die sie unterstützenden Systeme und Prozesse sowie die Bewertungsgrenzen zu identifizieren. Eine klare Dokumentation des IoT-Systems, das bewertet werden soll, ist dabei unverzichtbar.

Visualisieren Sie die Struktur des Systems, indem Sie Diagramme erstellen, die die Verbindungen vom Sensor bis zur Cloud darstellen. Diese grafische Darstellung hilft dabei, mögliche Schwachstellen und Angriffspfade zu erkennen. Ergänzen Sie die Diagramme mit Informationen zu Systemabläufen, einem detaillierten Asset-Inventar und den Datenflüssen, um dem Bewertungsteam ein umfassendes Verständnis des Systems zu ermöglichen.

Teilen Sie das System in Sicherheitszonen und -kanäle auf, wie es die ISA/IEC 62443-Standards vorsehen. So können Sie Assets mit ähnlichen Sicherheitsanforderungen gruppieren und einheitliche Maßnahmen definieren. Dabei sollten Sie folgende Komponenten isolieren:

  • Geschäfts- und Steuerungssystem-Assets
  • Temporär verbundene Geräte
  • Drahtlose Geräte
  • Sicherheitsrelevante Geräte
  • Geräte, die über externe Netzwerke verbunden sind

Die Ziele der Bewertung können unterschiedlich sein: von der Einhaltung gesetzlicher Vorgaben über die Identifikation von Schwachstellen bis hin zur Priorisierung von Schutzmaßnahmen. Binden Sie relevante Stakeholder ein, um Prozesse und Assets zu analysieren, Risiken zu ermitteln, mögliche Auswirkungen zu bewerten und die Risikotoleranz festzulegen.

Eine präzise Definition des Systems und seiner Grenzen schafft die Grundlage für eine lückenlose Erfassung aller relevanten IoT-Assets.


Erstellung eines IoT-Asset-Inventars

Ein vollständiges Asset-Inventar ist das Herzstück jeder Sicherheitsstrategie. Es verschafft Transparenz und umfasst alle IT-Assets, die für den Betrieb des IoT-Systems notwendig sind. Ohne ein solches Inventar könnten potenzielle Schwachstellen oder Angriffsflächen unentdeckt bleiben.

Das Inventar hilft nicht nur, Geräteverluste zu vermeiden, sondern optimiert auch die Nutzung der Ressourcen, sichert die Verfügbarkeit und unterstützt datenbasierte Entscheidungen. Mit IoT-Asset-Tracking lassen sich Assets in Echtzeit überwachen, Wartungsarbeiten vorausschauend planen und die Sicherheit erhöhen.

Kategorisieren Sie IoT-Assets nach Kriterien wie Sicherheit, Kritikalität und Patch-Fähigkeit. Nutzen Sie Kategorien oder Tags, um Geräte effizient zu verwalten. Konzentrieren Sie sich auf praktische Informationen wie Kritikalität, Standort, Update-Fähigkeit und Eigentümerdaten.

Die Integration von Tracking-Daten in Systeme wie Wartungsmanagement oder Bestandskontrolle bietet eine umfassende Sicht auf die Abläufe. Planen Sie die Einführung eines IoT-Asset-Tracking-Systems sorgfältig, einschließlich Mitarbeiterschulungen, Systemtests und der Entwicklung von Richtlinien.


Technologien für Asset-Tracking im Vergleich:

Technologie

Funktionsweise

Typische Anwendungsfälle

BLE

Funkwellen-basierte Kommunikation zwischen BLE-Tags und Empfängern. Daten werden in die Cloud übertragen.

Innen- und Außen-Tracking an festen Standorten (z. B. Büros, Baustellen).

RFID

Identifiziert und verfolgt Assets kontaktlos über Funkwellen. Spezielle RFID-Reader erforderlich.

Tracking durch Scanner oder feste Gateways, sowohl innen als auch außen.

GPS

Satellitensignale ermöglichen präzise Außenortung. Datenübertragung per Mobilfunk oder Satellit.

Echtzeit-Tracking von Assets im Freien.

LoRaWAN

Stromsparende Netzwerke für großflächiges Tracking.

Geeignet für Gebiete ohne WLAN oder Mobilfunk.

UWB

Nutzt Breitbandsignale für präzise Standortverfolgung.

Ideal für Anwendungen, die exakte Positionen erfordern.

Ein detailliertes Inventar ist der erste Schritt, um eine fundierte Risikobewertung durchzuführen.

Ein tiefes Verständnis der Systemarchitektur ist entscheidend, um mögliche Angriffspunkte zu identifizieren. Definieren Sie kritische Zonen, Verbindungspunkte und Wege, die im Falle eines Cyberangriffs isoliert werden müssen. Ein modularer, geschichteter Ansatz sorgt dafür, dass die Verfügbarkeit auch bei Angriffen gewährleistet bleibt.

„Sichere Innovation ist nachhaltige Innovation, und IoT beginnt mit der Anwendung der richtigen Kontrollen, durch die richtige Architektur, im Kontext Ihrer realen Risiken." - HALOCK

Mit einer klaren Übersicht über alle Assets und einer definierten Systemstruktur schaffen Sie die Grundlage, um Bedrohungen gezielt zu erkennen und zu bewerten.


Schritt 2: Risiken identifizieren und analysieren

Nachdem die Vorbereitungen abgeschlossen sind, geht es darum, Bedrohungen in Ihrer IoT-Umgebung systematisch zu erkennen und zu bewerten. Basierend auf den in Schritt 1 definierten Assets und der Systemarchitektur können nun gezielt Schwachstellen und Bedrohungen identifiziert werden. Mithilfe bewährter Frameworks analysieren Sie die Risiken und planen entsprechende Maßnahmen.


Bedrohungsidentifikation

Ein nützliches Werkzeug zur Bedrohungsanalyse ist das MITRE ATT&CK Framework. Es liefert detaillierte Einblicke in Angriffstaktiken, Techniken und Verfahren (TTPs) und hilft, das Vorgehen von Angreifern besser zu verstehen. Das Framework umfasst auch mobile Geräte und industrielle Steuerungssysteme (ICS) und basiert auf realen Angriffsszenarien, was es zu einer wertvollen Ressource für einheitliche Cybersicherheitsbewertungen macht.

Das Framework unterteilt Bedrohungen in drei Kategorien:

  • Taktiken: Sie beschreiben die Ziele der Angreifer, also das "Warum".
  • Techniken: Sie zeigen, wie diese Ziele erreicht werden, also das "Wie".
  • Verfahren: Sie liefern Beispiele aus der Praxis, wie Angreifer Taktiken und Techniken umsetzen.

Einige Taktiken sind universell, während andere speziell auf mobile Systeme oder ICS abzielen. Die folgende Tabelle zeigt einige zentrale Taktiken und ihre Bedeutung:

Taktik

Beschreibung

Aufklärung

Sammeln von Informationen für zukünftige Angriffe

Ressourcenentwicklung

Beschaffung von Mitteln zur Unterstützung von Angriffen

Erstzugriff

Erlangen von unbefugtem Zugang zu einem Netzwerk

Ausführung

Durchführung von Schadcode

Persistenz

Sicherung eines dauerhaften Zugangs

Privilegienerweiterung

Erlangen höherer Zugriffsrechte

Verteidigungsumgehung

Umgehung von Sicherheitsmaßnahmen

Credential-Zugriff

Diebstahl von Zugangsdaten

Erkundung

Analyse der Netzwerkinfrastruktur und Umgebung

Laterale Bewegung

Nutzung von Zugängen zur Bewegung innerhalb des Netzwerks

Sammlung

Erfassen von Daten zur Zielerreichung

Kommando und Kontrolle

Kommunikation mit kompromittierten Systemen

Exfiltration

Abfluss von gestohlenen Daten

Auswirkung

Manipulation, Unterbrechung oder Zerstörung von Systemen

Sicherheitsteams nutzen dieses Framework, um branchenspezifische Bedrohungen zu simulieren und Schwachstellen gezielt zu testen. In Zusammenarbeit mit Schwachstellen- und Patch-Management-Teams können so priorisierte Maßnahmen ergriffen werden, um Schwachstellen basierend auf ihrer tatsächlichen Ausnutzung zu beheben.

Zusätzlich bietet die MITRE CWE Top 25-Liste eine Übersicht über die gefährlichsten Softwarefehler. Bemerkenswert ist, dass 18 dieser 25 Schwachstellen regelmäßig in IoT-Geräten auftreten. Durch gezielte Behebung dieser Probleme können Unternehmen ihre Sicherheitslage erheblich verbessern.


Methoden der Risikoanalyse

Das Konzept von Risiko basiert auf der Wahrscheinlichkeit und den potenziellen Auswirkungen eines Ereignisses. In der Cybersicherheit wird dies erweitert zu einer Funktion aus Bedrohungen, Schwachstellen und den daraus resultierenden Folgen. Die identifizierten Bedrohungen fließen direkt in die Risikoanalyse ein, um effektive Schutzmaßnahmen zu entwickeln.

„Risiko ist eine Funktion der Wahrscheinlichkeit, dass eine bestimmte Bedrohungsquelle eine bestimmte potenzielle Schwachstelle ausnutzt, und der daraus resultierenden Auswirkung dieses unerwünschten Ereignisses auf die Organisation." - NIST

Um Risiken zu priorisieren, können qualitative Bewertungen wie "hoch", "mittel" oder "niedrig" verwendet werden. Ergänzend dazu bieten quantitative Methoden eine präzisere Analyse. Hybride Ansätze kombinieren beide Methoden, um ausgewogene Ergebnisse zu erzielen.

Risikomatrizen sind ein bewährtes Werkzeug, um Risiken zu visualisieren. Sie stellen die Wahrscheinlichkeit eines Vorfalls der potenziellen Auswirkung gegenüber, was eine klare Priorisierung ermöglicht.

Die Bedeutung einer gründlichen Risikoanalyse wird durch aktuelle Zahlen unterstrichen: Laut McKinsey haben fast 50 % der Unternehmen mit IoT-Investitionen bereits Angriffe erlebt. Über 25 % dieser Unternehmen bewerten die Schäden als schwerwiegend.

Bei der Analyse sollten sowohl statische Risiken (z. B. bekannte Schwachstellen und Geräteeigenschaften) als auch dynamische Risiken (z. B. Echtzeit-Bedrohungen und neu entdeckte Schwachstellen) berücksichtigt werden. Neben den klassischen Sicherheitszielen wie Vertraulichkeit, Integrität und Verfügbarkeit sollten auch Prozesssicherheit, Zuverlässigkeit und mögliche Umweltauswirkungen in die Bewertung einfließen. Gerade in industriellen IoT-Systemen können Angriffe schwerwiegende Folgen wie Produktionsausfälle, Geräteschäden oder sogar Personenschäden nach sich ziehen.

Für eine detaillierte Analyse können passive Scanner zur Erstellung eines genauen Geräteinventars eingesetzt werden. Spezialisierte Schwachstellen-Scanner und Bedrohungsinformationen von Herstellern helfen dabei, Schwachstellen zu priorisieren. Der Fokus sollte dabei auf den Schwachstellen liegen, die in der spezifischen Netzwerkarchitektur des Unternehmens den größten Schaden anrichten könnten.

Mit einer strukturierten Vorgehensweise, bewährten Frameworks und präzisen Analysemethoden lässt sich die komplexe Bedrohungslandschaft in IoT-Umgebungen besser verstehen und gezielt angehen. So können fundierte Entscheidungen zur Risikominderung getroffen werden.


Schritt 3: Strategien zur Risikominderung entwickeln und umsetzen

Nachdem eine gründliche Risikoanalyse durchgeführt wurde, geht es nun darum, Maßnahmen zur Risikominderung gezielt umzusetzen. Ein klarer und strukturierter Plan ist hierbei entscheidend, um Ressourcen sinnvoll einzusetzen und ein hohes Sicherheitsniveau zu erreichen.


Risiken priorisieren und gezielte Maßnahmen planen

Die Identifikation von Risiken ist nur der erste Schritt. Um effektiv reagieren zu können, müssen diese priorisiert werden. Dabei geht es nicht nur um eine rein technische Bewertung, sondern um eine risikobasierte Herangehensweise, die den spezifischen Kontext eines Unternehmens berücksichtigt. Statt sich allein auf CVSS-Scores zu stützen, kann eine solche Methode das Schwachstellenmanagement deutlich effizienter gestalten – sie reduziert das Rauschen um bis zu 90 %, sodass nur die wirklich kritischen 10 % der Schwachstellen in den Fokus rücken.

Bei der Priorisierung sollten folgende Aspekte berücksichtigt werden:

  • Kritikalität der Assets: IoT-Geräte sollten nach ihrer Bedeutung für das Unternehmen und ihrer potenziellen Gefährdung eingestuft werden. Ein Temperatursensor in einem Büro hat beispielsweise eine andere Priorität als ein Steuerungssystem in einer Produktionsanlage.
  • Aktuelle Bedrohungslage: Mit über 28.800 gemeldeten Schwachstellen allein im Jahr 2023 ist es unmöglich, alle gleichzeitig zu beheben. Der Fokus sollte auf den Schwachstellen liegen, die das größte Risiko darstellen, um Angriffsvektoren schnell und effizient zu minimieren.
  • Systemkontext: Schwachstellen müssen im Kontext des jeweiligen Systems betrachtet werden. Nicht jede Schwachstelle mit einem hohen CVSS-Score stellt auch eine hohe Angriffsgefahr dar.
  • Geschäftliche Auswirkungen: Mögliche Folgen wie Ausfallzeiten, Schäden am Unternehmensimage oder regulatorische Konsequenzen sollten ebenfalls einbezogen werden. Selbst kleinere Schwachstellen können in kritischen Infrastrukturen schwerwiegende Folgen haben.

Sicherheitsmaßnahmen umsetzen

Auf Basis der identifizierten Risiken und Bedrohungen aus der Analyse sollten Sicherheitsmaßnahmen implementiert werden, die mehrere Schutzebenen abdecken. Hier sind einige zentrale Ansätze:

  • Gerätehärtung und sichere Firmware-Verwaltung: Schließen Sie Schwachstellen an risikoreichen Ports, sichern Sie drahtlose Verbindungen und setzen Sie auf starke Authentifizierungsmechanismen. Automatisierte Updates mit Code-Signing gewährleisten, dass Geräte stets mit sicherer Software betrieben werden.
  • Netzwerksegmentierung: Trennen Sie IoT-Datenströme von anderen Netzwerken und setzen Sie Firewalls sowie Intrusion Detection-/Prevention-Systeme ein. Dies ist besonders wichtig, da häufige IoT-Bedrohungen wie Malware (49 %), menschliche Fehler (39 %) und DDoS-Angriffe (22 %) gezielt adressiert werden müssen.
  • Verschlüsselung: Stellen Sie sicher, dass Daten durchgängig verschlüsselt sind – sei es auf dem Gerät, während der Übertragung oder bei der Speicherung. Standards wie TLS 1.3 und hardwarebasierte Kryptografie sind hier entscheidend.
  • Kontinuierliche Überwachung: Nutzen Sie SIEM-Tools, um Geräte und Netzwerke in Echtzeit zu überwachen. Da IoT-Geräte oft vorhersagbare Kommunikationsmuster haben, können Anomalien schneller erkannt werden.
  • Zero-Trust-Prinzipien: Implementieren Sie das Zero-Trust-Modell, bei dem jede Entität zunächst als unsicher gilt. Strikte Authentifizierungs- und Autorisierungsverfahren sind hierbei essenziell.
  • Einsatz von GRC-Tools: Governance-, Risk- und Compliance-Tools erleichtern das Nachverfolgen und Berichten von Sicherheitsmaßnahmen. Regelmäßige Audits und Penetrationstests helfen, die Wirksamkeit der Maßnahmen zu überprüfen.

Ein durchdachter Mix aus diesen Maßnahmen kann die Sicherheit in IoT-Umgebungen erheblich stärken. Proaktives Handeln und die Einführung einheitlicher Sicherheitsstandards sind der Schlüssel, um zukünftigen Bedrohungen effektiv zu begegnen und Sicherheitsvorfälle zu vermeiden.


Schritt 4: Überwachung, Überprüfung und Compliance sicherstellen

Nachdem die Risikoanalyse durchgeführt und gezielte Maßnahmen (Schritte 1 bis 3) umgesetzt wurden, liegt der Fokus nun auf der langfristigen Sicherheit. Das bedeutet: kontinuierliche Überwachung und die Einhaltung regulatorischer Vorgaben. Gerade in dynamischen IoT-Umgebungen, in denen ständig neue Geräte hinzukommen, Firmware-Updates erfolgen und Bedrohungen sich weiterentwickeln, ist eine ständige Überwachung unverzichtbar.


Kontinuierliche Überwachung und Bedrohungserkennung

Die Überwachung von IoT-Umgebungen erfordert einen Ansatz, der weit über klassische Netzwerküberwachung hinausgeht. Hier kommen spezialisierte Tools ins Spiel, die auf IoT zugeschnitten sind und auch industrielle sowie proprietäre Protokolle berücksichtigen.

Ein wichtiger Schritt ist das Festlegen von Baselines für das normale Kommunikationsverhalten der Geräte. Dazu gehören Muster wie regelmäßige Telemetriedaten, Update-Intervalle und API-Aufrufe. Solche Baselines helfen, Anomalien wie ungewöhnliche DNS-Anfragen, Datenabflüsse oder nicht autorisierte Firmware-Updates frühzeitig zu erkennen.

Technologien wie Machine Learning und KI spielen ebenfalls eine zentrale Rolle. Sie passen sich an neue Bedrohungen an und ermöglichen automatisierte Reaktionen in Echtzeit. Die Integration von IoT-Überwachung in zentrale SIEM- oder SOAR-Systeme sorgt zudem für eine einheitliche Sicht auf Sicherheitsvorfälle und verbessert die Reaktionsfähigkeit erheblich. Ergänzend dazu sollten regelmäßig Schwachstellenbewertungen durchgeführt werden, z. B. durch authentifizierte Scans oder Firmware-Analysen. Angesichts von durchschnittlich 1.636 Cyberangriffen pro Woche und einer prognostizierten Anzahl von 83 Milliarden vernetzten IoT-Geräten bis 2024 wird diese Art der Überwachung unverzichtbar.


Compliance mit Standards und Vorschriften

Deutschland hat eine komplexe Landschaft an Cybersicherheitsvorschriften, die sowohl nationale als auch europäische Regelungen umfasst. Die Einhaltung dieser Vorgaben ist nicht nur gesetzlich vorgeschrieben, sondern auch geschäftlich entscheidend, da Verstöße hohe Bußgelder nach sich ziehen können – bis zu 20 Millionen Euro oder 4 % des weltweiten Jahresumsatzes.

Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) ist in Deutschland die zentrale Behörde für IT-Sicherheit und vergleichbar mit dem amerikanischen NIST. Zu den wichtigsten Regelwerken zählen die EU-DSGVO, das IT-Sicherheitsgesetz 2.0, das BSI-Gesetz (BSIG) und die BSIG/BSI-KritisV-Verordnung.

Für die Einhaltung der Vorschriften im Bereich IoT sind folgende Maßnahmen entscheidend:

  • Regelmäßige Sicherheitsaudits, idealerweise im Zwei-Jahres-Rhythmus, um spezifische Risiken der IoT-Komponenten zu bewerten.
  • Verpflichtende Meldung von Sicherheitsvorfällen an das BSI sowie die Benennung eines festen Ansprechpartners.
  • Nutzung der IT-Grundschutz-Methodik des BSI, um ein passgenaues Informationssicherheits-Managementsystem (ISMS) zu entwickeln. Wie TÜVIT betont:
    "IT-Grundschutz ist ein sehr guter Weg für Organisationen, ihre eigene IT-Sicherheit zu verbessern."
  • Einsatz technischer Schutzmaßnahmen wie Verschlüsselung und Intrusion Detection-Systeme sowie organisatorischer Sicherheitskonzepte, die durch die NIS2-Richtlinie weiter gestärkt werden.

Rechtliche Beratung ist ebenfalls ratsam, um sicherzustellen, dass alle Anforderungen erfüllt werden. Derzeit haben weniger als die Hälfte der befragten Hersteller in den letzten sechs Monaten eine Cybersicherheitsbewertung durchgeführt – ein Zustand, der angesichts der wachsenden regulatorischen Anforderungen dringend geändert werden muss. Eine Zertifizierung nach „ISO 27001 auf Basis von IT-Grundschutz“ bietet Unternehmen die Möglichkeit, die Einhaltung der BSI-Vorgaben nachzuweisen und sich speziell für den deutschen Markt abzusichern.

Durch die Kombination aus kontinuierlicher Überwachung und strikter Einhaltung gesetzlicher Vorgaben entsteht ein ganzheitlicher Ansatz für IoT-Sicherheit. Unternehmen wie makematiq unterstützen dabei, Compliance-Strategien zu entwickeln, die technische Maßnahmen und organisatorische Anforderungen miteinander verbinden, um den komplexen Anforderungen in Deutschland und Europa gerecht zu werden.


Fazit und wichtige Erkenntnisse

Eine gründliche IoT-Risikobewertung ist entscheidend, um vernetzte Systeme langfristig zu sichern. Die vier Kernschritte – Vorbereitung, Risikoidentifikation, Strategieentwicklung und kontinuierliche Überwachung – folgen der bewährten NIST-Logik: . Dieses strukturierte Vorgehen liefert greifbare Ergebnisse, die sich in aussagekräftigen Kennzahlen widerspiegeln.

Die Zahlen sprechen für sich: Von 2023 auf 2024 stieg die Zahl der IoT-Malware-Angriffe um 45 %. Dabei waren 60 % der Sicherheitsverletzungen auf ungepatchte Firmware zurückzuführen. Unternehmen, die IoT-Sicherheitsframeworks implementieren, konnten ihr Risiko für Cyberangriffe jedoch um beeindruckende 60 % senken.

Besonders wirkungsvoll ist das sogenannte Threat Modeling. Diese Methode adressiert präventiv 70–89 % der Risikoschwachstellen, bevor sie zu tatsächlichen Bedrohungen werden.

"Risk is a function of the likelihood of a given threat-source exercising a particular potential vulnerability, and the resulting impact of that adverse event on the organization."

Neben der Risikominderung bietet die Automatisierung deutliche wirtschaftliche Vorteile. Organisationen mit ausgereifter Compliance-Automatisierung konnten ihre Kosten um bis zu 30 % senken und die Zeit zur Erkennung und Eindämmung von Sicherheitsverletzungen ebenfalls um 30 % verkürzen.

Für deutsche Unternehmen hat diese strukturierte Herangehensweise nicht nur technische Relevanz, sondern auch rechtliche Bedeutung. Die strengen regulatorischen Anforderungen machen deutlich, wie wichtig es ist, technische Maßnahmen mit klaren Compliance-Strategien zu verknüpfen. In den Branchen Energie, Öl, Gas und Fertigung berichteten 90 % der Unternehmen innerhalb eines Jahres von Cyberangriffen, die durchschnittliche Schäden von 2,9 Mio. € verursachten. Die höchste in Deutschland verhängte Cybersicherheitsstrafe lag bei 35 Mio. € – ein klares Signal für die Ernsthaftigkeit der gesetzlichen Regelungen.

Nur durch die konsequente Umsetzung aller Schritte kann das volle Potenzial einer robusten IoT-Sicherheitsstrategie ausgeschöpft werden. Unternehmen wie makematiq helfen dabei, diese komplexen Anforderungen in umsetzbare Strategien zu übersetzen. So wird nicht nur technische Sicherheit gewährleistet, sondern auch regulatorische Compliance sichergestellt, um die Möglichkeiten des IoT sicher und effizient zu nutzen.


FAQs


Welche Schritte sind notwendig, um Sicherheitsrisiken in IoT-Umgebungen zu bewerten?


Sicherheitsrisiken in IoT-Umgebungen bewerten: Ein Leitfaden

Um die Sicherheit Ihrer IoT-Umgebung zu gewährleisten, ist es wichtig, potenzielle Risiken frühzeitig zu erkennen und gezielt anzugehen. Eine strukturierte Herangehensweise kann dabei helfen, Schwachstellen zu minimieren und die Zuverlässigkeit Ihrer Systeme zu stärken. Hier sind die wichtigsten Schritte:

  • Erstellen Sie ein vollständiges Inventar: Beginnen Sie mit einer detaillierten Bestandsaufnahme aller IoT-Geräte und ihrer jeweiligen Funktionen. Nur wenn Sie genau wissen, welche Geräte im Einsatz sind, können Sie potenzielle Risiken richtig einschätzen.
  • Schwachstellen identifizieren: Analysieren Sie mögliche Sicherheitslücken und Bedrohungen, die Ihre IoT-Systeme gefährden könnten. Denken Sie dabei an Aspekte wie ungesicherte Verbindungen, veraltete Firmware oder unzureichende Authentifizierungen.
  • Risiken bewerten: Ordnen Sie die identifizierten Risiken nach ihrer Wahrscheinlichkeit und dem möglichen Schaden, den sie verursachen könnten. So können Sie die Dringlichkeit besser einschätzen.
  • Prioritäten setzen und handeln: Entwickeln Sie auf Grundlage Ihrer Bewertung einen Maßnahmenplan. Setzen Sie zuerst auf Sicherheitslösungen, die die gravierendsten Risiken minimieren, wie etwa das Einspielen von Updates oder die Einführung strengerer Zugriffsrichtlinien.
  • Regelmäßige Überprüfung: Dokumentieren Sie alle durchgeführten Maßnahmen und überprüfen Sie diese in regelmäßigen Abständen. Neue Geräte oder Bedrohungen können jederzeit hinzukommen, daher ist eine kontinuierliche Anpassung der Sicherheitsstrategie unerlässlich.

Mit diesem Ansatz legen Sie den Grundstein für eine sicherere IoT-Umgebung und minimieren potenzielle Gefahren effektiv.


Wie können Unternehmen Sicherheitsstandards und gesetzliche Vorgaben in IoT-Umgebungen einhalten?

Um in IoT-Umgebungen sowohl Sicherheitsstandards einzuhalten als auch gesetzliche Vorgaben zu erfüllen, ist es entscheidend, die relevanten Regelungen wie die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) und den EU Cyber Resilience Act genau zu kennen. Diese Vorschriften fordern unter anderem, dass Unternehmen Sicherheitsrisiken bewerten und geeignete technische sowie organisatorische Maßnahmen ergreifen, um die Sicherheit ihrer IoT-Systeme zu gewährleisten.

Einige zentrale Maßnahmen dabei sind:

  • Regelmäßige Sicherheitsüberprüfungen: Audits und Tests helfen, Schwachstellen zu erkennen und rechtzeitig zu beheben.
  • Einsatz moderner Verschlüsselung: Sensible Daten müssen durch aktuelle Verschlüsselungstechnologien geschützt werden.
  • Gezielte Schulungen für Mitarbeitende: Sicherheitsbewusstsein sollte durch regelmäßige Trainings gestärkt werden.

Darüber hinaus bietet das IT-Sicherheitskennzeichen der Bundesanstalt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) eine Möglichkeit, die Einhaltung von Sicherheitsstandards sichtbar zu machen. Es stärkt nicht nur das Vertrauen der Verbraucher, sondern signalisiert auch Engagement für IT-Sicherheit. Eine durchdachte und kontinuierliche Sicherheitsstrategie ist unverzichtbar, um Risiken zu minimieren und den gesetzlichen Anforderungen gerecht zu werden.


Welche Technologien sind am besten geeignet, um IoT-Assets zu verfolgen und zu verwalten?


Technologien für das Tracking und die Verwaltung von IoT-Assets

Für die Verfolgung und Verwaltung von IoT-Assets stehen verschiedene Technologien zur Verfügung, darunter GPS, RFID, Bluetooth Low Energy (BLE) und LPWAN (Low-Power Wide-Area Network). Diese Technologien ermöglichen es, Standortdaten in Echtzeit zu erfassen und wichtige Informationen wie Zustandsberichte zu sammeln.

Je nach Einsatzgebiet und Umgebung können diese Technologien entweder einzeln oder in Kombination genutzt werden, um eine möglichst präzise und effiziente Lösung zu bieten. Besonders in Bereichen wie Industrie und Logistik sind sie ein unverzichtbares Werkzeug, um Prozesse transparenter zu gestalten und die Kontrolle über Assets zu behalten.


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